Bevölkerung und Wirtschaft

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Bevölkerung

Nach Berechnungen der FAO leben 81 % der 1,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens ebenso wie 59 % der 2,4 Millionen Einwohner des Westjordanlandes unterhalb der Armutsgrenze.[18] Nach FAO-Angaben waren im Juni 2006 70 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen nicht in der Lage, ihren täglichen Nahrungsmittelbedarf ohne zusätzliche Hilfe zu decken und hatten nur 2–3 Stunden pro Tag Zugang zu Wasser." Seit 1949 ist der Gazastreifen wesentlich auf die Versorgung durch die UNRWA angewiesen. Seit dem Sechs-Tage-Krieg steht der Gazastreifen unter direkter, seit dem Rückzug des israelischen Militärs und der Schließung israelischer Siedlungen im Jahr 2005 unter indirekter Kontrolle Israels. Israel, aber auch das Nachbarland Ägypten schränkten den Personen- und Warenverkehr in der Vergangenheit immer wieder ein und ließen ihn zeitweise gänzlich zum Erliegen kommen, was immer wieder zu Engpässen in der Versorgung führte und somit die dortige Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zumindest teilweise zusammenbrechen ließ. Der Gazastreifen ist einer der am dichtesten besiedelten Landstriche und verfügt über eine der höchsten Geburtenraten der Welt. Auch das Bevölkerungswachstum zählt zu den höchsten weltweit.

Wirtschaft

Die Industrie des Gazastreifens besteht aus meist kleinen Familienbetrieben, in denen Textilien, Seife, Schnitzereien aus Olivenholz, und Souvenirs aus Perlmutt hergestellt werden. Die Israelis haben einige moderne industrielle Kleinbetriebe aufgebaut. Elektrizität wird aus Israel geliefert. Die wichtigsten Agrarprodukte sind Oliven, Zitrusfrüchte, Gemüse, Rindfleisch, und Molkereiprodukte. Haupt-Ausfuhrartikel sind Zitrusfrüchte und Schnittblumen, Haupteinfuhrartikel sind Lebensmittel, Konsumgüter und Baustoffe. Die wichtigsten Handelspartner des Gazastreifens sind Israel, Ägypten und das Westjordanland.

Die Wirtschaftsleistung des Gazastreifens ist zwischen 1992 und 1996 um etwa ein Drittel abgesunken. Erklärt wurde dieser Niedergang einerseits mit Korruption und Misswirtschaft durch Jassir Arafat, andererseits mit israelischen Grenzabriegelungen, durch die der bis dahin aufgebaute Pendler- und Güterverkehr zwischen Israel und dem Gazastreifen unterbrochen wurde. Die negativste soziale Folge hiervon war, dass eine hohe Arbeitslosigkeit entstand.

In den darauffolgenden Jahren verhängte Israel solche umfassenden Grenzsperrungen seltener und traf Vorkehrungen, um die Auswirkungen solcher Sperren und anderer Sicherheitsmaßnahmen auf den Import palästinensischer Waren und Arbeitskraft nach Israel zu vermindern. Diese Änderungen führten zu einer drei Jahre anhaltenden wirtschaftlichen Erholung im Gazastreifen.

Der Aufschwung endete mit dem Ausbruch der Zweiten Intifada im Herbst des Jahres 2000. Die Zweite Intifada führte zu völligen Grenzabriegelungen durch die israelische Armee, sowie häufigen Verkehrsbehinderungen in den Palästinensischen Selbstverwaltungsgebieten, wodurch Handel und Arbeitsverkehr stark behindert wurden. Innerer Aufruhr und israelische Militäraktionen in den Palästinensergebieten führten zur Zerstörung wichtiger Fabrikanlagen und Verwaltungsstrukturen, zahlreichen Geschäftsschließungen und einem jähen Abfall des Bruttoinlandsproduktes.

Ein weiterer Hauptfaktor war das Sinken der Arbeitseinkommen infolge der eingeschränkten Anzahl von Bewohnern, denen die Einreise zur Arbeit nach Israel gestattet wurde. Nach dem israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen erlaubte Israel wieder einer begrenzten Anzahl von Arbeitern, nach Israel zu pendeln. Nach dem Sieg der Hamas in den Parlamentswahlen von 2006 hat Israel aber angekündigt, diese Genehmigungen wieder zu reduzieren oder zu beenden.

Israelische Siedler haben während der Zeit ihrer Anwesenheit im Gazastreifen Treibhäuser gebaut und mit neuen landwirtschaftlichen Verfahren experimentiert. Die Treibhäuser boten hunderten von Palästinensern Arbeitsplätze. Als sich die Israelis im Sommer 2005 aus dem Gazastreifen zurückzogen, kaufte die Weltbank die Treibhäuser und stellte sie dem palästinensischen Volk zur Verfügung, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Wenngleich es auch an einigen Orten zu Plünderungen und Vandalismus kam, werden nun die meisten dieser Treibhäuser von palästinensischen Farmern benutzt.